Gefeiert wird jeder Gottesdienst „In dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Das sind die ersten gesprochenen Worte des Gottesdienstleiters. Sie sind Anrufung Gottes und gleichzeitig die Zusicherung an die versammelten Gläubigen: Gott ist da, hier und jetzt. Nach einem Gebet verliest der Gottesdienstleiter ein Bibelwort, das Grundlage für die folgende Predigt ist. In den deutschsprachigen Gemeinden wird die Bibelübersetzung Martin Luthers verwendet. Meist sind es nur wenige Sätze aus dem Alten oder Neuen Testament. Längere Bibellesungen gibt es nur an den kirchlichen Feiertagen. Sie werden häufig von Gemeindemitgliedern übernommen, die kein geistliches Amt tragen.
Die rund 20-minütige Hauptpredigt wird vom Gottesdienstleiter in freier Rede, also ohne fertiges Manuskript, gehalten. Er erläutert den Bibeltext, setzt ihn in Beziehung zu anderen Abschnitten der Heiligen Schrift und ordnet ihn bei Bedarf auch historisch ein. Dabei ist die Predigt kein Religionsunterricht, kein „Was Sie schon immer über die Bibel wissen wollten“-Vortrag. Im Kern geht es dabei immer um die Frage: Was haben die alten Texte heute noch zu sagen? Wie können sie Orientierung geben und Trost spenden? Oder anders ausgedrückt: Was will Gott den Gläubigen hier und jetzt mitteilen?
Nach neuapostolischem Verständnis ist die Predigt eine Rede, die vom Heiligen Geist „inspiriert“ ist. Das ist ein hoher Anspruch, wenn man bedenkt, dass die meist ehrenamtlichen Prediger in der Neuapostolischen Kirche keine studierten Theologen sind. Dahinter steht die Überzeugung, dass Gott selbst den Redenden genau die Impulse und Gedanken gibt, die für die versammelte Gemeinde bestimmt sind. Deshalb ist die Predigt, obwohl sie frei vorgetragen wird, in aller Regel keine „Ad-hoc-Ansprache“, sondern wird von demjenigen, der sie hält, gut vorbereitet – in aller Stille, begleitet von Gebeten. Den Gläubigen wird dabei abverlangt, dass sie über offensichtliche Fehler oder missverständliche Formulierungen hinweghören können. Ergänzt wird die Hauptpredigt meist durch weitere kurze Predigtbeiträge von anderen Amtsträgerinnen und Amtsträgern.
Der zweite Schwerpunkt des Gottesdienstes ist die Feier des Heiligen Abendmahls. Sie wird vorbereitet durch besondere Augenblicke der inneren Einkehr. Es beginnt mit dem Besinnen darauf, dass der Mensch nicht frei von Fehlern ist, Gott aber nie den Menschen mit seinen Fehlern gleichsetzt. Menschen untereinander sollten es deshalb auch nicht tun. Es ist eine christliche Grundüberzeugung, dass Umkehr und Neuanfang, also das Bemühen, es besser zu machen, immer möglich sind. Das kommt zunächst in einem gemeinsam gesungenen Bußlied zum Ausdruck. Anschließend spricht die Gemeinde das Vaterunser, das Gebet, das die Christenheit verbindet, mit der an dieser Stelle besonders bedeutsamen Bitte: „… und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ Anschließend folgt die „Freisprache“: Den Gläubigen wird zugesagt, dass ihnen „in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes“ ihre „Sünden“ vergeben sind. Der „Friede des Auferstandenen“ wird ihnen als Segenszuspruch mit auf den Weg gegeben.
Nach der Abendmahlsfeier folgt ein letztes Gebet. Schlusspunkt des Gottesdienstes ist der Segen, der die Gläubigen in ihren Alltag begleiten soll. Es sind biblische Worte aus dem Paulus-Brief an die Gemeinde in Korinth: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“ Die Gemeinde antwortet auf diesen Segenszuspruch mit einem gesungenen dreifachen „Amen“.